Dem Tipp einer Bekannten folgend kamen wir im Sommer 2016 das erste Mal zu Equi-Art auf den Nothenhof. Ich war damals frustriert, weil ich mich manchmal unwohl mit meinem eigenem Pferd fühlte und ich seit langem keine Fortschritte mehr beim Reiten gemacht hatte. Ich wollte etwas verändern, ohne zu wissen was. Corinna führte meine Mutter und mich über den Hof, erklärte uns das Haltungssystem und das wirklich einzigartige Unterrichtskonzept.
Spontan vereinbarten wir eine Reitstunde. Und nach der Ersten noch eine und dann noch eine. Einerseits ritt ich auf Conemara Wallach Malachy mithilfe der Trainerinnen Lektionen von denen ich bisher nicht zu träumen gewagt hatte, wie Piaffe und Spanischer Schritt, andererseits wurden mir meine eigenen Fehler deutlich aufgezeigt. Das meine Schenkel im Schritt unablässig trieben, realisierte ich erst als Malachy es mit Anhalten in der Hallenmitte quittierte.
Dieses und ähnliche Erlebnisse führten dazu, dass wir kurze Zeit später zum ersten Mal mit unserem eigenen Pferd für ein intensiv Wochenende anreisten. Desposito war zu dem Zeitpunkt ein neun Jahre alter Hannoveraner Wallach mit guten Grundgangarten, schlechter Muskulatur und einer noch schlechteren Arbeitseinstellung. Das Reiten ließ er mehr über sich ergehen, als wirklich mitzudenken und Spaß zu haben, das war mir bewusst. Wir entschieden uns die erste Einheit nicht vom Sattel, sondern vom Boden aus zu beginnen. Sie dauerte nicht lange. Despo riss sich von der Longe los und im Handumdrehen hatten wir die Reithalle für uns alleine. Er sah einfach nicht ein, warum er sich von mir führen lassen sollte und verstand nicht das er im gleichmäßigem Tempo um mich herum gehen sollte. Beim Reiten war er an der Gerte abgestumpft, versteckte sich hinter dem Zügel und nahm die Hilfen nicht an. Corinna fand klare Worte für unsere Situation, machte uns aber gleichzeitig Hoffnungen für unsere Zukunft. So wie es jetzt war konnte es einfach nicht mehr weiter gehen. Sie bot uns an als Einstaller auf den Nothenhof zu kommen und mit ihr gemeinsam an unseren Problemen zu arbeiten. Es war nicht nur die Reitweise die wir ändern mussten, sondern auch den Umgang miteinander. Ich musste meine Einstellung ändern.
Umgeben von Iberern fühlten wir uns am Anfang etwas verunsichert, doch das legte sich schnell und wir wurden Teil einer engen Stallgemeinschaft. Wann immer Not am Mann war bekamen wir Hilfe von allen Seiten. Die erste große Feuerprobe kam direkt nach ein paar Wochen. Meine Mutter und ich waren zu dem Zeitpunkt verreist und Despo bekam eine schwere Kolik. Als wir davon erfuhren war unser Pferd schon in die Klinik gebracht worden und mein Vater war bei ihm. Das Equi-Art Team hatte die gesamte Erstversorgung übernommen und haben ihn, als es nicht mehr ging in die Klinik gebracht. Dort musste er operiert werden und als meine Mutter und ich schließlich eintrafen war die größte Gefahr schon gebannt. Der Heilungsprozess war lang und anstrengend, aber er wurde wieder vollständig gesund und behielt keine bleibenden Schäden zurück. Nun konnte es endlich richtig losgehen!
Mit Renée’s Hilfe fingen wir noch einmal ganz von vorne an. Zum ersten Mal verstand ich wirklich was Gymnastizierung, Aufrichtung und richtiges Treiben bedeutet. Schon nach kurzer Zeit wurde Desposito weniger rüpelig und entspannter. Wenn er eine Aufgabe einmal verstanden hatte, führte
er sie mit Begeisterung aus. Neben der klassischen Dressur entdeckten wir auch die Working Equitation, Horsemanship und Handarbeit für uns. Ja, Handarbeit! Lasst Euch gesagt sein, auch ein Warmblut kann an der Hand elegant und anmutig aussehen. Das Workout gibt es quasi gratis dazu.
Nach anderthalb Jahren war Desposito soweit, dass er auch anderen zeigen konnte was er auch mir beibrachte. Er wurde Teil des Lehrbetriebs und viele Schüler konnten seine Fortschritte miterlebten und durch ihn selber welche machen. Es kam nicht häufig vor, aber wann immer es ging sah ich bei diesen Einheiten zu und auch dabei konnte ich etwas lernen.
Bis heute ist aus Despo noch kein „Workaholic“ geworden, aber wir arbeiten mit viel Freude an immer neuen Dingen und werden auch weiterhin Stück für Stück besser. Seit dem Sommer 2020 ist unsere Zeit am Nothenhof vorbei, aber unsere Verbindung zu equi-art dauert an. Ich hoffe weiterhin von Euch lernen zu können, denn wer einmal damit angefangen hat, der wird nie genug davon haben können.
Bis bald! Eure Feli